Die Geschichte der Hauptstraße in Wennigsen (Deister)
Die Hauptstraße im Wandel der Zeiten, vom Kohlenpfad zur Ortsmitte.
Entdecken Sie bei einem Ortsspaziergang die Geschichte der Hauptstraße in Wennigsen. Start: Hülsebrinkstraße 1/Dicker Stein
Vor dem Bau der Deisterbahn 1872 erfolgte der Abtransport der Deisterkohle aus den staatlichen Gruben nahe der Wennigser Mark mit Fuhrwerken über Wennigsens einzige befestigte Straße. In einer Karte von 1751 wird sie als Steenweg (Steinweg) bezeichnet. Um 1900 siedelten sich an der Straße (damals Kaiserstraße) dann vermehrt Geschäfte an.
Im Laufe der Zeit wurde der Straßenname mehrmals geändert:
Vor ca. 1907 Steinweg, bzw. Steenweg,
ab ca. 1907 Kaiserstraße,
ab 1930 Deisterstraße, kurz darauf wieder Kaiserstraße,
ab 1939 Straße der SA,
ab 1945 Hauptstraße
Das ehemalige Klosterforstamt um 1950
Das Haus wurde 1800 als Amts- und Wohnsitz für den Amtmann des Amtes Wennigsen (ab 1817) erbaut. Nach 1885 wurde es von der Klosterforst übernommen und als Forstamt genutzt. Seit 1982 befindet es sich im Privatbesitz.
Das wahrscheinlich schon vor 1800 erbaute Nebengebäude, in dem sich Anfang der 1950er Jahre das Büro der Forstverwaltung und die Garage für den Dienstwagen des Oberförsters befand, wurde nach 1982 zu einer Wohnung umgebaut. Im ehemaligen Stallgebäude mit Wagenremise befindet sich heute das spanische Restaurant “La Posada“. Der Torbalken von 1776 mit der Hausnummer 71 und das Fachwerk stammen aus einem 1865 im Bereich der heutigen Gaststätte “Pinkenburg“ abgerissenen Haus.
„Gasthaus zum Schützenhof“ 1925
Wahrscheinlich wurde das Haus schon um 1840 vom Bürgermeister Hartmann erbaut. Der Gasthof nannte sich auch “Gasthaus zum Erbgroßherzog von Oldenburg“. Dieser Name durfte geführt werden, weil der Herzog angeblich während eines Manövers hier übernachtet hatte. Um ca. 1900 war er im Besitz der Familie Zieger. Der Wennigser Schmied August Kaltebra, genannt “Bobie“, die Tochter Toni Zieger, deren Sohn Friedel Kaltebra betrieb den Gasthof bis zu seinem Tod 1988. Im Jahr 2019 wurde diese Gaststätte geschlossen. Nach mehreren Wirten übernahm um 1999 die Familie Mo die Gaststätte und betrieb dort das chinesische Restaurant “San Sang“, das 2019 geschlossen wurde.
Kaufhaus Gustav Nolting, vorm. Gebr. Meyer, um 1920
Das Wohn- und Geschäftshaus wurde 1862 durch den kgl.-hann. Baurat C.W. Hase für den Kaufmann Georg Meyer erbaut. Um 1900 kaufte der Kaufmann Gustav Nolting das Haus und betrieb dort einen Kolonial- und Eisenwarenladen. 1925 ging es an seinen Sohn Carl Nolting. Seit 1963 betrieb der Schwiegersohn Werner Brandt das durch An- und Umbauten erweitere Geschäft als EDEKA-Filiale. 1979 konnte Brandt dann in die neu erbauten, wesentlich größeren Geschäftsräume auf dem östlichen Nachbargrundstück umziehen und nannte es nun “Frischmarkt Nolting-Brandt“. In die alten Geschäftsräume zog dann ein Rundfunk- und Fernsehgeschäft ein, das seit 1982 von Familie Mahnke betrieben wurde. 2019 wurde das Geschäft geschlossen.
Die ehemalige Gastwirtschaft Oberheide um 1905 (ab ca. 1960 “Zum Dicken Stein“)
Die Gaststätte wurde um 1865 durch den Gastwirt Ludwig Heitmüller erbaut. Weil er die Bergleute oft am Waldrand mit Essen und Trinken versorgte, entstand dort der Flurname “Heitmüllers Küche“.
Bis ca.1930 war Heinrich Fierke Wirt im Gasthaus Oberheide. Von ca. 1930- 1950 hieß der Wirt Gewecke. Es muss zu der Zeit dort wohl oft ziemlich heiß hergegangen sein, denn im Volksmund sprach man vom “Café Hemd hoch“. Nach mehreren Wirten übernahm 1964 Dietmar Neumann die Gaststätte und nannte sie “Zum Dicken Stein“. Er betrieb auch noch in der Wennigser Mark das Strip-Lokal “Mark 33“. Die Gaststätte “Zum Dicken Stein“ wurde um 1985 geschlossen. Nach einigen Jahren Leerstand mit Hausbesetzung wurde das Haus 1995 abgerissen und durch ein modernes Wohn- und Geschäftshaus ersetzt. Unter anderem befindet sich darin eine Arztpraxis und das Wennigser Polizeirevier.
Wohnhaus der Stellmacherei Buchholz um 1920
Das Haus, das früher dem Tierarzt Friedrich Giesecke jun. gehörte, wurde 1912 von Ludwig Buchholz gekauft. Ludwig Buchholz und später sein Sohn Heinrich betrieben im Hintergebäude eine Stellmacherei. Am 21.11.1944 kam es zu einem Bombentreffer, bei dem 9 Personen starben. Seit 1983 steht dort ein neues Wohn- und Geschäftshaus.
Nach dem Verlust seines alten Wohnhauses, baute Heinrich Buchholz die Scheune an der Grenze zum “Deister Cafe“ zum Wohnhaus um. Die Stelle an der das zerbombte Wohnhaus gestanden hatte, wurde bis 1983 nicht wieder bebaut und als Garten benutzt. Im Garten zur Hauptstraße hin betrieb bis Mitte der 1950-er Jahre der ehemalige Flüchtling Reinhold Härtel einen kleinen Gemüsekiosk. 1983 ließ Karl-Heinz Buchholz zur Hauptstraße hin ein großes. dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus errichten. Heute befindet sich dort neben einem weiteren Ladengeschäft die Schlachterei-Filiale “Wurst-Basar“ und eine Filiale der Barsinghäuser Bäckerei Hünerberg. Der alte Hausbrunnen, der wahrscheinlich schon vor 1800 angelegt worden war, wurde durch die Gemeinde Wennigsen und den Verkehrs- und Verschönerungsverein wieder neu mit Sandsteinen eingefasst. Er erhielt die Bezeichnung “Stellmacher-Brunnen“.
zwischen Hauptstraße 15 und 17
Meineckes Scheune an der Hauptstraße um 1955
Die Scheune war schon vor 1872 Teil der bäuerlichen “Höfelings“-Stelle Meinecke, der auch der Gasthof “Pinkenburg“ gehörte. Als 1958 die Bebauung des Neubaugebietes “Im Lindenfelde“ begann, war es erforderlich, einen Anschluss zum Baugebiet, als Verlängerung der Hirtenstraße, zu schaffen. Da an dieser Stelle die Scheune stand, musste sie der Einmündung der heutigen Hagemannstraße in die Hauptstraße weichen.
An der Einmündung von der Hauptstraße zum Neubaugebiet entstanden dann links und rechts an den Ecken dreigeschossige Wohn- und Geschäftehäuser. Im Haus Nr. 15 war anfangs die Filiale der Deutsche Post mitsamt der Telefonvermittlung. Nach der Schließung der Postfiliale befindet sich hier als einziges Geschäft der Blumenladen von Horst Theobald. Im gegenüber liegenden Wohn- und Geschäftshaus Nr. 17 befand sich zunächst einige Jahre lang der Baumarkt von Malermeister Harry Melzer und danach, bis heute, eine Filiale der Volksbank. Im Eckbereich davor befindet sich der “Ursula-Brunnen“
"Die Pinkenburg" - Wennigsens ältester Gasthof um 1905
Die “Pinkenburg“ ist wohl einer der ältesten Gasthöfe in Wennigsen. Vor mehr als 400 Jahren stand hier der Klosterkrug. Das Anwesen ist seit 1774 bis heute im Besitz der Familie Meinecke. Der Gasthof war von 1897 bis 1956 und ab 2005 an verschiedene Wirte verpachtet.
Ab 1956 übernahm Georg (“Schorse“) Meinecke, der Sohn des Besitzers, des (alten) Tierarztes Dr. Meinecke, die Gaststätte. “Schorses“ Bratkartoffeln waren weit über Wennigsen hinaus bekannt und beliebt.
Im Saal der Pinkenburg fanden damals die Übungsabende der Wennigser Feuerwehrkapelle und auch die Proben der drei Wennigser Gesangvereine statt. Aus gesundheitlichen Gründen gab “Schorse“ Meinecke Ende 2005 seine Gastwirtstätigkeit auf.
Nach einem aufwendigen Umbau übernahm ca. Ende 2006 Familie Hartmann, die auch das “Kerbholz“ in Wennigsen betrieben, das Lokal und den Hotelbetrieb.
Ab Februar 2016 wurde die “Pinkenburg“ nun von Svetlana Stanic und ihrem Mann Igor Micic aus Hannover bewirtschaftet.
Ab 1. April 2019 bis heute betreibt der Gastronom Nico Christou das Restaurant und den Hotelbetrieb und auch im Ortsteil Steinkrug das Hotel-Restaurant Steinkrug.
Das Haus des Schneidermeisters Friedrich Bähre, um 1910 und um 1959
Das Haus wurde 1871 vom Schneidermeister Friedrich Bähre erbaut und befindet sich bis heute im Familienbesitz. In den 1920er-Jahren wurde von den Söhnen Max und Friedel ein Manufakturladen angebaut, der sich zu einem der größten Textilgeschäfte der Gegend entwickelte. In den Folgejahren und 2008 erfolgten große Umbauten.
Nach ca. 1940 übernahm mit der nächsten Generation Max Bähre das Geschäft. Um 1960 übernahm sein Schwiegersohn Bernhard Schmidt die Firma, die nun den Namen “Kaufhaus Schmidt“ führte. Von 1986 bis 2004 pachtete das Ehepaar Müller, die auch in Nordstemmen ein Textilgeschäft hatten, den Laden. Nach mehrjährigem Leerstand des Geschäfts erfolgte 2008 durch einen der Schmidt-Söhne ein Totalumbau zu einem energieeffizienten Wohn und Bürogebäude.
Ehemaliges südliches Pforthaus des Klosterhofes 1913 und um 1980
Das Gebäude wurde am 21.11.1944 infolge eines Bombentreffers zerstört. Nach 1945 erwarb der Autohändler Ernst Clodius das Gelände und baute dort eine Kfz-Werkstatt und ein Wohnhaus.
Nach dem Abriss der Gebäude wurde 1993 an dieser Stelle das neue Rathaus der Gemeinde Wennigsen (Deister) errichtet. In dem vor dem Verwaltungsgebäude liegenden Flachbau sind kleine Geschäfte untergebracht.
Auf dem zur Kreuzung hin liegenden Vorplatz (Forges-les-Eaux-Platz) sind die vom Wennigser Unternehmer gestifteten und gefertigten Monumente “Doppelhelix“ und “Astronomische Sonnenuhr“, das Zeitmonument zu sehen.
Die “Heitmüller-Kreuzung“ um 1910
Das an der Ecke zur Argestorfer Straße liegende Haus wurde 1858 von Wilhelm Pfingsten erbaut. Später war dort bis 1906 das Ladengeschäft von Emil Ziegenhagen. Von ihm übernahm der Verleger Louis Wüllner das Haus, bis er 1933 gegenüber an der Argestorfer Straße neu baute. Seit 1933 ist das Haus im Besitz der Familie Heitmüller, die es seitdem mehrmals umbaute und vergrößerte.
Die ehemalige “Villa Germania“ 1929
Das Haus an der Ecke Hauptstraße/Sorsumer Straße wurde 1858 durch den Amtmann Witte erbaut und hat seitdem mehrmals den Besitzer gewechselt. 1906 wohnte dort Rechtsanwalt Kleine, später Rechtsanwalt Grumme. Nach dem ersten Weltkrieg war in der “Villa Germania“ ein Kinderheim untergebracht.
1929 erwarb die Gemeinde Wennigsen das Gebäude und richtete dort die Verwaltung ein. Nach dem zweiten Weltkrieg war in dem zur Degerser Straße hin liegenden Anbau (heute nicht mehr vorhanden) ein Badehaus untergebracht, in dem besonders die beengt wohnenden Flüchtlingsfamilien am Sonnabend gegen ein geringes Entgelt ein Wannenbad mieten konnten. Nachdem die Gemeindeverwaltung 1993 in das neue Rathaus umgezogen war, wurde das Gebäude verkauft und zu einem Ärztehaus umgebaut.